Allgemeines:

Vielleicht geht es euch wie mir: Wenn ich an die Farbe Rosa denke, habe ich Mädchengummistiefel oder Tussi-Nagellack vor meinen Augen. Beim Anblick meiner Orchideenmantis kann es aber nicht rosa genug sein. Selbst Besucher, die behaupten sie ekeln sich vor Insekten, verlieren ihre Scheu beim Anblick der Kronenfangschrecken. Hymenopus coronatus begeistern auch Menschen außerhalb unserer kleinen “Insektenhalterwelt”. Aber eignen sie sich auch für jedermann?

 

 

 

Vom Verhalten her sind sie ausgeprägte Lauerjäger, was typisch für viele Mantidenarten ist, das bringt auch ihr Erscheinungsbild mit sich. Sie hängt sehr gerne mit dem Kopf nach unten an Ästen und Pflanzen und imitiert nahezu perfekt eine Orchideenblüte.

Und wenn man selbst wie eine Orchideenblüte aussieht, braucht man keine um sich zu tarnen. Daher trifft man sie weniger auf Blüten an, sondern häufiger frei auf Ästen und Pflanzen, unabhängig davon, ob dort Blüten vorhanden sind oder nicht.

Ihre Opfer begehen den tödlichen Irrtum dort Nektar finden zu können und steuern die “Blüte” an. Bevor sie die Fehlannahme korrigieren können, finden sie sich in den Klauen der reaktionsschnellen Orchideenmantis wieder.

 

 

Die Rosafärbung der Orchideenmantis kann man übrigens weder verstärken, noch überhaupt darauf Einfluss nehmen, sondern es entspringt nach meinen Erfahrungen dem Zufall. Tiere, die ich mit rosafarbenen Kunststoffblüten gehalten habe, verfärbten sich genauso häufig Rosa, wie welche, die ohne Blüten aufgewachsen sind. Auch die Genetik hat keinerlei Auswirkungen auf die Farbgebung der Nymphen.

Nachts verwandeln sich Kronenfangschrecken in Vampire. Durch bordeauxrote Augen schauen sie einen an, was ihren Gesamtanblick meiner Meinung nach noch interessanter aussehen läßt.

 

 

 

Von ihrem Wesen her sind sie äußerst verfressen und packen alles gierig was sich in ihre Nähe bewegt. Durch ihre hohe Aggressivität empfiehlt es sich weibliche Hymenopus coronatus einzeln zu halten.

Ich habe den Haltungsgrad der Orchideenmantis auf schwierig gesetzt nicht aufgrund einer besonders anspruchsvollen Haltung, sondern weil die Zucht nur wenigen gelingt und ich das Gesamtbild Zucht, Aufzucht und Haltung bewerte.

Daher eignet sich die Kronenfangschrecke durchaus auch für relativ unerfahrene Halter, jedoch sollte man sich eher nicht mit dem Gedanken anfreunden, diese Tiere auch über mehrere Generationen erfolgreich züchten zu können.

 

Größe / Lebenserwartung / Häutungen:

Männchen: 3,0 cm / Gesamt 5 Monate (2,5 Monate bis adult + 2,5 Monate als adultes Tier) / 5
Weibchen: 8,0 cm / Gesamt 9 Monate (3,5 Monate bis adult 6 Monate als adultes Tier) / 8

 

 

 

Nahrung:

L1/L2: Kleine Fruchtfliegen Drosophila melanogaster
L3/L4: Große Fruchtfliegen Drosophila hydei
L5/L6: Goldfliegen Lucilia sericata
L7/adulte Weibchen: Schmeißfliegen Calliphora sp /  Wüstenheuschrecken Schistocerca gregaria

 

Lebensraum:

Ihr Biotop dehnt sich über den Regenwald Indiens, über Malaysias, Thailands, Javas, Indonesiens, Brunais und Borneos. Das ist ein riesiges Gebiet entlang des Äquators das Hymenopus coronatus für sich in Anspruch nimmt. Beidseits des Äquators befindet sich die Klimazone der Tropen. Durch den während des ganzen Jahres hohen Sonnenstand am Äquator ist die Einstrahlung hoch und nahezu gleich bleibend. Die Folgen sind eine nahezu konstant bleibende Wolkenbildung und ein entsprechend konstantes Niederschlagsniveau.

 

 

 

Haltung im Insektarium:

 

L1-L3:

Am besten inkubiert man die Oothek in einer BraPlast Dose. Dann erspart man sich die Mühe die Tiere umzusetzen. Im Deckel habe ich eine Öffnung ausgeschnitten und Organza mit Heißkleber als Lüftungsgitter verwendet. Seitlich habe ich zur Sicherheit noch eine Belüftung angebracht. Am Anfang nehme ich unbehandelnde Holzwolle als Klettermöglichkeiten und als Bodengrund Küchentücher. Es muss nach unten immer das doppelte der Mantidengröße an Platz vorhanden sein, damit die Häutung reibungslos verlaufen kann. Man sollte die Nymphen etwas feuchter halten als die grösseren Tiere. Ich sprühe Morgens und Abends den Bodengrund ein. Beim Sprühen lieber etwas vorsichtiger anfangen und langsam herantasten. Staunässe ist gefährlicher für euer Tier als eine etwas geringere Luftfeuchtigkeit. Es sollten immer genügend Drosophilas als Futterangebot im Behältnis sein. Ich wechsle, je nachdem wie hoch die Besatzungsdichte ist, mindestens einmal pro Woche das Küchentuch aus. 

ab L4:

Durch ihre realtiv ausgeprägte innerartliche Agressivität setze ich sie ab L4 einzeln und kann jedem empfehlen das gleiche zu tun. Ich sprühe weiterhin Morgens und Abends vorsichtig in das Insektarium und sprühe dabei auch immer die Orchideenmantis an. Dadurch kann man immer wieder beobachten, wie sie das Wasser aus ihren Fangarmen trinkt. Auf das Thema Terrariengröße gehe ich im Artikel “Terrariumgröße und Belüftung” genauer ein. 

Gerne könnt ihr euch auch das Video zum Artikel anschauen.

 

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Fortpflanzung:

Die Geschlechtsbestimmung kann man ab L4 zuverlässig durchführen.

Bei den Orchideenmantis hat man mehrere zusätzliche Möglichkeiten das Geschlecht zu erkennen. Als erstes kann man anhand der Farbe des Nackenbandes das Geschlecht erkennen. Ein braunes Nackenband spricht für ein Männchen und ein grünes für ein Weibchen. Die Färbung bei den Männchen kann zwar mal leicht ins grünliche gehen, wird aber nie so grün wie bei Weibchen. Allerdings ist das auch nicht in den früheren Larvenstadien zu erkennen, zumindest nur schlecht. Und wenn es soweit ist, kann man ebenso gut nach anderen Merkmalen unterscheiden wie Abdomen, Körpergröße und Loben.

 

 

Die weiblichen H. coronatus besitzen große, blattförmige Loben das man als weiteres Indiz zur Geschlechtsbestimmung heranziehen kann. Das Abdomen der männlichen Orchideenmantis ist oval und hat 6 Segmente und das weibliche Abdomen hat eine runde Form und

Falls ihr euch unsicher seid, könnt ihr mir gerne per E-Mail Fotos senden und ich bestimme dann für euch das Geschlecht
 
 
 

Geschlechtsreife:

Die Weibchen brauchen nach der Reifehäutung noch 2-3 Wochen bis zur Paarungsbereitschaft, Männchen nur 1 Woche.

Da die Männchen 3 Häutungen vor den Weibchen adult werden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man Tiere aus einem Schlupf miteinander verpaaren kann, sehr gering. Selbst bei unterschiedlichen Haltungsbedingungen, bei denen man das Männchen bei 23°C hält und das Weibchen 30°C, schafft man es nur mit sehr viel Glück, die beiden Geschlechter gleichzeitig adult zu bekommen und zu verpaaren.

Viel sinniger ist es, 5 Hymenopus coronatus bis L5 hochzuziehen und dann noch mal 5 Tiere in L2 nachzukaufen. Wenn man selber schon züchtet, regelt man diese Differenz einfach mit den gezeitigten Ootheken.

Die Eingangs dargestellte Schwierigkeit der Zucht über mehrere Generationen hinweg greift genau an diesem Punkt. Adulte Tiere beider Geschlechter dauerhaft zum gleichen Zeitpunkt adult zu bekommen benötigt etwas Erfahrung und Fingerspitzengefühl.

 

Verpaarung:

Vor der Verpaarung sollte man das Weibchen vorher so reichlich füttern bis sie kein Futter mehr annimmt. Die winzigen Männchen warten den richtigen Moment ab und fliegen zielsicher auf den Rücken der Weibchen. Wenn sie diesen erklommen haben, fangen sie an, dem Weibchen auf die Flügel zu trommeln. Der Geschlechtsakt an sich kann bis zu 10 Stunden andauern und läßt sich dadurch nur selten komplett beobachten.

 

 

 

Oothek ablage:

In einer Oothek können sich bis zu 130 Eier befinden , allerdings liegt der Durchschnitt bei 40-60 Eier. Im Gegensatz zu den freien Ootheken der Schaben kleben Gottesanbeterinnen ihre rundlichen, länglichen, schildartigen, tropfenförmigen oder paketartigen Ootheken an unterschiedlichen Substraten fest. Häufig werden sie an den Klettermöglichkeiten oder am Gazedeckel befestigt. Dazu tragen sie zunächst ein eiweißhaltiges Sekret auf das Substrat auf. Unter spiralförmige Bewegungen des Hinterleibs wird nun noch mehr dieses schaumigen Sekrets abgegeben, wobei nun die Eier nacheinander in selbiges so abgelegt werden, dass sie sich in einer bestimmten Anordnung zueinander befinden und jeweils ein Fach der Oothek belegen. Zum Abschluss wird das Sekret in einem mehr oder weniger langen Faden ausgezogen, bevor es zu einem schwammartigen, sehr festen Kokon erhärtet. Entlang der Oberfläche liegt der dünnwandigste Bereich, aus dem die Nymphen schlüpfen. Er ist meist als großporiger, naht- oder kammähnlicher Streifen zu erkennen. Mehr zum Thema Oothek findet ihr hier.

 

Inkubation:

Auch bei der Inkubation sollte eine gleichmässige hohe Luftfeuchtigkeit herrschen. Mindestens 75% Luftfeuchtigkeit sind ratsam. Ich gebe auch in Inkubationsboxen Springschwänze mit rein, damit sich dort kein Schimmel am Bodengrund bildet. Als Bodengrund benutze ich Tongranulat. Die Temperatur behält man weiterhin, wie bei den Nymphen und adulten Tieren, bei 25-30°C. Bei diesen Parametern schlüpfen nach ca. 4-6 Wochen die Hymenopus coronatus Nymphen.

Als L1 haben sie eine orange/rote Färbung, bei die Extremitäten und der Kopf tiefschwarz sind. Ob es sich dabei um eine Ameisenmimikry handelt kann ich nicht sagen. Im Gegensatz zu den Australischen Gespenstschrecken, wo ich die imitierte Ameise mit abbilden konnte, ist mir keine Ameisenart mit diesem Aussehen in dieser Region bekannt. Vielleicht kann mir da jemand weiterhelfen, der sich mit Ameisen besser auskennt als ich.