Allgemeines:
Gottesanbeterinnen sind Lauerjäger. Sie hängen oft tagelang regungslos, da um im entscheidenden Moment zuzupacken. Es ist egal, wie viel schneller sich eine Fliege fortbewegen kann, es kommt auf diesen einen Moment an. Der Moment, der entscheidet über Fressen oder Gefressen werden.
Die Miomantis paykullii verhält sich da etwas anders als ihre Artgenossen und das macht sie meiner Meinung nach zu einer sehr interessanten Mantide. Die sehr agilen Fangschrecken hängen nicht, wie gewohnt, nur an einem Platz im Terrarium, sondern sie suchen sich mehrere verschieden Stellen. Miomantis paykullii sind relativ kleine und auch sprungfreudige Mantiden. Bei Gefahr flüchtet Miomantis mit schnellen Sprüngen davon. Die Männchen sind sehr wendige und gute Flieger und nutzen dies auch regelmäßig bei der Flucht.
Für einen Lauerjäger fängt sie die Beute häufig aktiv, was man bei anderen Arten nur bei sehr hungrigen Mantiden beobachten kann. Einer Gottesanbeterin beim jagen zuzusehen macht enormen Spaß und bringt einem auch eine willkommene Abwechslung. Daher kann ich nicht nur jedem Anfänger Miomantis paykullii empfehlen sondern bin der Meinung, man sollte sie zumindest einmal gepflegt haben.
Größe / Lebenserwartung:
Männchen: 3,5 cm / Gesamt 4 Monate (2 Monate bis adult + 2 Monate als adultes Tier)
Weibchen: 4,0 cm / Gesamt 6 Monate (2 Monate bis adult + 4 Monate als adultes Tier)
Nahrung:
Lebensraum:
Miomantis paykullii bewohnt Steppen und trockene Gebiete in Afrika und sitzt dort auf Sträucher, Büsche und Gräser. Das Verbreitungsgebiet ist mit Ägypten, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Ghana, Kamerun, Kenia, Mauretanien, Mosambik, Niger, Senegal, Tschad, Togo, Uganda und Simbabwe riesig. Auch das ist, wie bei allen einfach zu haltenden Mantiden, ein gutes Indiz darauf, dass sich die Art nicht auf eine besondere Gegebenheit spezialisiert hat, sondern relativ unempfindlich gegenüber Schwankungen ist.
Haltung im Insektarium:
L1-L3:
Am besten inkubiert man die Oothek in einer BraPlast Dose. Dann erspart man sich die Mühe die Tiere umzusetzen, was bei Miomantis paykullii durch ihr agiles Wesen keinen Spaß macht. Im Deckel habe ich eine Öffnung ausgeschnitten und Organza mit Heißkleber als Lüftungsgitter verwendet. Seitlich habe ich zur Sicherheit noch eine Belüftung angebracht. Am Anfang nehme ich unbehandelnde Holzwolle als Klettermöglichkeiten und als Bodengrund Küchentücher. Es muss nach unten immer das doppelte der Mantidengröße an Platz vorhanden sein, damit die Häutung reibungslos verlaufen kann. Man sollte die Nymphen etwas feuchter halten als die grösseren Tiere. Alle 2-3 Tage sprühe ich den Bodengrund etwas ein. Beim Sprühen lieber etwas vorsichtiger anfangen und euch langsam herantasten. Staunässe ist gefährlicher für euer Tier als eine etwas geringere Luftfeuchtigkeit. Es sollten immer genügend Drosophilas als Futterangebot im Behältnis sein. Ich wechsle, je nachdem wie hoch die Besatzungsdichte ist, mindestens einmal pro Woche das Küchentuch aus.
ab L4:
Durch ihre realtiv ausgeprägte innerartliche Agressivität setze ich sie ab L4 einzeln und kann jedem empfehlen das gleiche zu tun. Auf das Thema Terrariengröße gehe ich im Artikel “Terrariumgröße und Belüftung” genauer ein. Gerne könnt ihr euch auch das Video zum Artikel anschauen.
Fortpflanzung:
Geschlechtsbestimmung:
Die Geschlechtsbestimmung kann man erst ab L5 zuverlässig durchführen. Einzig die Anzahl der Segmente liefert bei Miomantis paykullii zuverlässige Hinweise. Die männlichen Miomantis paykullii haben 8 Segmente und die weiblichen lediglich 6.
Eine absolut faszinierende Besonderheit von Miomantis paykullii ist, dass sie sich durch Parthenogenese fortpflanzen kann. Durch die Jungfernzeugung entstehen allerdings nur wenig Nachkommen, aber das sind immer noch deutlich mehr als bei den meisten anderen Arten bei denen das nicht möglich ist. Daher reicht auch schon eine weibliche Miomantis paykullii um Nachwuchs zu bekommen um diese Art im Bestand zu sichern.
Wenn du mehr zum Thema Geschlechtsbestimmung wissen möchtest, kannst du dir den Artikel Geschlechtsbestimmung einer Gottesanbeterin durchlesen.
Falls ihr euch unsicher seid, könnt ihr mir gerne per E-Mail Fotos senden und ich bestimme dann für euch das Geschlecht
Geschlechtsreife:
Die Weibchen brauchen nach der Reifehäutung noch 1-2 Wochen bis zur Paarungsbereitschaft. Männchen nur 1 Woche. Wenn man das Geschlecht ab L5 erkennt, kann man die Männchen zur Sicherheit etwas kühler halten.
Selbst bei gleichen Haltungsbedingungen schafft man es die beiden Geschlechter gleichzeitig adult zu bekommen und zu verpaaren.
Verpaarung:
Die Zucht ist relativ einfach, etwa zwei Wochen nach der Adulthäutung setzt man Männchen und Weibchen zusammen und wartet ab, die Weibchen sollten wie immer gut gefüttert sein.
Sobald ein Männchen in der Nähe eines Weibchens ist, springt es sofort auf den Rücken des Weibchens, ohne vorher das Weibchen zu beobachten oder den richtigen Moment abzuwarten. Auch wenn das Weibchen versucht das Männchen zu fressen, springt dieses so schnell und geschickt auf dessen Rücken, dass das Männchen fast immer entkommen kann
Oothek ablage:
In einer Oothek können sich bis zu 70 Eier befinden , allerdings liegt der Durchschnitt bei 20-40 Eier. Im Gegensatz zu den freien Ootheken der Schaben kleben Gottesanbeterinnen ihre rundlichen, länglichen, schildartigen, tropfenförmigen oder paketartigen Ootheken an unterschiedlichen Substraten fest. Häufig werden sie an den Klettermöglichkeiten oder am Gazedeckel befestigt. Dazu tragen sie zunächst ein eiweißhaltiges Sekret auf das Substrat auf. Unter spiralförmige Bewegungen des Hinterleibs wird nun noch mehr dieses schaumigen Sekrets abgegeben, wobei nun die Eier nacheinander in selbiges so abgelegt werden, dass sie sich in einer bestimmten Anordnung zueinander befinden und jeweils ein Fach der Oothek belegen. Zum Abschluss wird das Sekret in einem mehr oder weniger langen Faden ausgezogen, bevor es zu einem schwammartigen, sehr festen Kokon erhärtet. Entlang der Oberfläche liegt der dünnwandigste Bereich, aus dem die Nymphen schlüpfen. Er ist meist als großporiger, naht- oder kammähnlicher Streifen zu erkennen. Mehr zum Thema Oothek findet ihr hier.
Inkubation:
Der Schlupf ist stark an die Temperatur gekopelt, bei 27° C schlüpfen die Nympfen nach ca. 3 Wochen. Es empfiehlt sich alle 2-3 Tage zu sprühen.