Wenn du dich für Asseln als Haustier entscheidet, kommt es zwangsläufig zu Nachwuchs. Was tun, wenn das Assel-Terrarium zu voll wird? In diesem Artikel erfährst du Hintergründe und Tipps, wie du deinen Asselbestand unter Kontrolle halten kannst und eine Überbevölkerung vermieden werden kann.
Folgen von zu vielen Asseln im Terrarium
Wenn man das erste mal Assel-Babys in seinem Terrarium entdeckt, ist das immer ein schönes Gefühl. Man freut sich und bekommt die Bestätigung dafür, dass man die richtigen Haltungsparameter eingehalten hat. Es entsteht eine Bindung zum Nachwuchs und man sorgt sich um jedes einzelne Tier. Wie kann es dadurch zu Problemen kommen? Das Problem heißt Überbesatz. Die Zucht wächst einem manchmal nicht nur über den Kopf, sondern sie kann auch durch eine Überpopulation komplett einbrechen. Dabei wird bei den weiblichen Asseln ein genetischer Notstop gedrückt und sie werden unfruchtbar. So kann ein sehr gut laufender Zuchtstamm komplett zum Stillstand kommen. Das ist vergleichbar mit einer Ameisenkolonie die ihre Königin verliert. Dieses Phänomen konnten wir bisher allerdings nur bei Armadillidium Arten beobachten, die ab einer bestimmten Zuchtstammgröße Unmengen an Nachwuchs produzieren und dieser dann plötzlich einbricht.
Wie kontrollierst du also die Anzahl der Asseln? Um einen Überbesatz im Terrarium zu vermeiden kannst du auf verschiedene Weisen einwirken.
Tiere auswildern
Die einfachste Form deinen Asselbestand zu kontrollieren ist das Aussetzen von einheimischen Arten. Dieses Thema wird generell sehr kontrovers diskutiert. Wir haben uns im Vorfeld mit dem lokalen Veterinäramt auseinandergesetzt, welches uns schriftlich bestätigt hat, dass das Aussetzen von einheimischen Asseln im Wald kein Problem darstellt. Eventuell sehen das Veterinärämter aus anderen Regionen aber anders, deshalb ist eine Absprache davor zu empfehlen. Dazu musst du dir zusätzlich natürlich sicher sein, dass die Asselarten, die du hältst, auch einheimisch sind. Die Farbvarianten spielen dabei keine Rolle, da Mutationen in der Natur auch vorkommen und sich sehr schnell mit den natürlichen Farbformen vermischen und sich somit wieder relativieren. Ihr solltet euch vorher einen geeigneten Platz zum auswildern suchen. Es eignet sich wunderbar ein Stück weißfaules Holz im Wald oder einen Komposthaufen im Garten. Was einheimisch ist, sollte jeder für sich und sein Land und Region prüfen. Für alle in Deutschland lebenden Asselhalter, schlagen wir folgende Arten vor:
Deinen Nachwuchs in gute Hände übergeben
Zum einen kannst du die Tiere bis zu einer gewissen Größe aufziehen um sie dann an befreundete Gleichgesinnte weiterzugeben oder zu tauschen. Auch die ein oder andere Zoohandlung wird Interesse am gesunden und kräftigen Nachwuchs haben. Am besten informierst du dich vor der Zucht und nimmst schonmal Kontakt auf. Eventuell findest du schon im Vorfeld jemanden, der sich dauerhaft für genau deine Asselart interessiert.
Auch wir suchen regelmäßig Nachzuchten bestimmter Arten.

Wir sind an Deinen Nachzuchten interessiert!
✓ Asseln, Mantiden oder Diplopoda
✓ Kauf oder Tausch
✓ Kontaktiere uns
mehr informationenIm Internet gibt es unterschiedliche, auch unterschiedlich seriöse Plattformen auf denen du deine Tiere anbieten kannst. Genauso wie auf regelmäßigen Tierbörsen in verschiedenen Städten. Wenn das regelmäßige Abgeben des Nachwuchses nicht klappt solltest du dir Alternativen überlegen.
Futtermenge anpassen
Wenn du sparsamer fütterst wird die Anzahl der neugeborenen Asseln zwangsläufig zurückgehen. Dabei kann die Reduktion pro Wurf bei 20-40 Asseln liegen. Die Anzahl der Tiere passt sich sehr gut ihren Gegebenheiten an. Das lässt sich auch im Wald wunderbar beobachten. Während die Anzahl der Asseln an einem großen weißfaulem Stamm in die Hunderte geht, sind unter spärlichen Bedingungen auch nur vereinzelt ein paar Asseln anzutreffen. Entzieht man den Asseln also das Futter bis zu einem Minimum, so stellen sie die Vermehrung ein und nur die Stärksten werden überleben. Diese Vorgehensweise erfordert ein Stück Selbstdisziplin und ist nicht für jeden geeignet. Immerhin schafft man sich Tiere an um sich um diese zu kümmern und ihnen ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen. So grausam wie sich das vielleicht im ersten Moment anhören mag, so ist es doch eine gute Möglichkeit einen gesunden Zuchtstamm langfristig heranwachsen zu lassen.
Fressfeinde einsetzen
In unseren Wäldern leben selbstverständlich auch die natürlichen Fressfeine unserer Asseln. Wenn wir diese genauer betrachten finden wir ein paar geeignete Tiere, die auch in einem Asselterrarium Platz finden. Vielleicht hat sich der ein oder andere schonmal einen Pseudoskorpion mit ein paar Waldutensilien eingeschleppt. Keine Angst, einen Giftstachel besitzt der 4,5mm große Möchtegern Skorpion nicht. Er ähnelt lediglich einem Skorpion und gehört zur Ordnung der Spinnentiere. Allerdings dezimiert er nicht nur die Milben im Terrarium sondern geht auch an die neugeborenen Asseln und saugt diese nach Spinnenmanier aus. Ein weiterer Fressfeind der in unseren Wäldern umherstreift ist der Hundertfüßer. Er ist ein 5 cm großer, nachtaktiver Jäger und ergreift blitzschnell mittelgroße Asseln.


Beide Fressfeinde passen von den Haltungsparametern perfekt in unser Asselterrarium und haben keinerlei Anpassungsschwierigkeiten. Ist der Besatz aber schon soweit fortgeschritten, dass sich hunderte Asseln im Terrarium befinden, kommen beide Arten zu spät. Diese sollte man bei 30-50 Tieren einsetzen, damit der Besatz sich die Waage halten kann. Dabei würde ich persönlich immer zwischen fünf und zehn Tiere einsetzen.
Konkurrenz verhindert eine Überbevölkerung
Zum Schluss kommen wir zu einer sehr effektiven Art zur Verhinderung einer Überpopulation. Beim Einsetzen von “Weißen Asseln” in unsere Asselterrarien ist uns aufgefallen, dass diese eine Überbevölkerung der eigentlichen Asselart verhindern. Weiße Asseln haben eine hohe Reproduktionsrate und sind somit ein Nahrungskonkurrent.

Dabei fallen sie kaum auf, da sie sich sehr gerne im Bodensubstrat aufhalten und nur hin und wieder beim verfüttern von Gemüse an die Oberfläche kommen. Einen Einbruch der weißen Asseln bezüglich eines Überbesatzes kann nicht vorkommen. Der Asselbestand der eigentlichen Asselart nimmt trotzdem zu und du erhältst eine schöne Zuchtgruppe. Zusätzliche wird keine Überpopulation erreicht, bei der dir Gefahren wie ein kompletter Einbruch entgegnen.
Ihr habt weitere Fragen oder seid anderer Meinung? Bitte schreibt es in die Kommentare!
Mich würde interessieren, ob es möglich wäre Asseln und Springschwänze im gleichen Terrarium wie eine Phidippus Ometepe oder eine Orchideenmantis zu halten, ohne dass es zu viele Asseln oder Springschwänze werden bei einem 20x20x30 Terrarium. Indem man die Futtermenge anpasst sollte das doch machbar sein oder? Oder sollte man regelmäßig Asseln und Springschwänze aus den Terrarium entfernen, falls es zu viele werden und die dann verkaufen bzw. je nach Möglichkeit auswildern. Ich schätze mal, dass die Asseln auch gegessen werden von der Phidippus & Orchideenmantis? Wäre super toll zu wissen, da man ja leider von den Tieren nicht mehrere Artgenossen in einem Terrarium haben kann, aber Asseln und Springschwänze dass Terrarium “vollständiger” wirken lassen würden. Vielen lieben Dank für eure Antwort!
Hallo Michael,
du kannst natürlich eine Bodenpolizei bei deinen Springspinnen und Mantiden einsetzen.
Wie du bereits erwähnst, kannst du die Vermehrung über das füttern beeinflussen. Ich würde zusätzlich auch keine vermehrungsfreudige Arten einsetzen. Cubaris murina oder Philosciidae spec. „North Thailand“ eignen sich hervorragend für ein kleines Terrarium.
LG Frank