Teil 2: Zeitenwandel- Früher war nicht alles besser, sondern anders

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Endlich Sonntag, endlich Börsentag. Ich bin ja eher einer der ungeduldigen Sorte. So einer, der an solchen Tagen den inneren Wecker auf 6 Uhr stellt und dabei noch Angst hat nicht rechtzeitig am Ausflugsziel zu sein.
Der riesen Anfahrtsweg von ca. 50 Minuten gestaltete sich dann doch überraschenderweise genauso, wie mir das meine App vorausgesagt hatte. Somit war ich um 10 Uhr in Marbach und rieb mir verwundert die Augen, als ich die langhaarige, schwarze Masse brav hintereinander gereiht dastehen sah. Der Andrang zu Börsen scheint also nach wie vor ungebremst zu sein. Nach einer halben Stunde Wartezeit durfte ich endlich meine 6 EUR Eintritt bezahlen und in die Welt der Vogelspinnen eintauchen.

Vogelspinnenbörse.Marbach.2.JPG
Ich habe vorsorglich meine Kamera um den Hals gehängt und war sozusagen “bereit”. Das Positive an so einer Kamera ist, man wird als Tourist gesehen und ich glaube sie haben die Hoffnung mir etwas zu verkaufen sofort nach dem Anblick beerdigt.
Warum habe ich keine Fotos von Vogelspinnen mitgebracht? Zum einen liegt das daran, was für mich auch überraschend ist, ich habe meine Vogelspinnenbegeisterung ausgelebt und sie ist nach ca. 15 jähriger Abstinenz nicht wieder zurückgekehrt. Zum anderen hatte ich das Gefühl, dass alles was man an zwei Tischen gesehen hatte, sich in anderer Reihenfolge und Anordnung bei den anderen Ausstellern wiederholte. Drei Gänge weiter war meine Aufmerksamkeitsspanne im Keller. Ich sagte zu mir, Frank du bist hier auf einer Vogelspinnenbörse was erwartest du eigentlich.
Bisher hatte ich zwei Highlights, eine Heteropteryx dilatata Dschungelnymphe die in einer so engen Box gesperrt war, dass ich das nicht mit meiner Kamera festhalten wollte. Das gleiche Bild wiederholte sich bei den Extatosoma tiaratum- Australische Gespenstschrecke. Ich musste mich zurückhalten, um nicht ein Rettungskauf zu tätigen, aber ich wollte sie nicht auch noch für ihre Schandtat belohnen. Schon etwas enttäuscht blickte ich noch zur Bühne und dachte mir, komm da geh ich noch kurz hoch und danach besorge ich mir noch ein bisschen Zubehör, damit sich der Besuch wenigstens ein bisschen gelohnt hat.
Und da war sie, meine persönliche Belohnung. Ein Mantidenhändler, der nicht nur auf den ersten Blick etwas von seinen Tieren verstand.

Plistospilota.guineesis.JPG

Er hatte Creobroter gemmatus (asiatische Orchideenmantis), Plistospilota guineensis (Riesenmantis: siehe Foto), Phyllocrania paradoxa (Geisermantis), Gongylus gongylodes (Wandelnde Geige) und was sofort mein Favorite war, eine Hymenopus coronatus (Orchideenmantis). Bereitwillig ließen sich die Fangschrecken fotografieren und ich hatte Spaß mich mit jemand über Mantiden auszutauschen.

Gottesanbeterin.JPG
Mein Gutschein kam leider nicht zum Einsatz, da es nur noch weibliche Hymenopus coronatus gab und ich mir keinen Stress mit der Suche nach einem Männchen geben wollte. Auch habe ich auf der ganzen Börse keinen Händler gefunden der Heizmatten oder sonstige Beleuchtungen verkaufte. Da ich auch zu Hause nichts mehr in Reserve hatte, ging ich keinen Kompromiss ein und lies die Orchideenmantis dort wo es ihr sichtlich gut ging.
Also machte ich mich auf den Weg zu einem Plastikdosen- und Futtertierverkäufer, der gleich am Eingang seinen Stand hatte. 5 Braplast Dosen für 7 EUR und einen großen gepressten Spaghnummoosballen für 7,50 EUR waren für mich bis dato das Schnäppchen des Tages bis ich die kubanischen Asseln entdeckte. Da standen sie, ganz unauffällig zwischen weiße Asseln und Erbsenblattläusen. Ich habe vorher noch nie welche zu Gesicht bekommen. Weiße Asseln bekommt man häufiger angeboten, kubanische habe ich vorher noch nie gesehen. Selbstzufrieden fuhr ich nach Hause, wohl mit den seltensten und exotischsten Exemplaren der ganzen Vogelspinnenmesse und mit der nächsten Mission im Hinterkopf, Eichenlaub und vermodertes Holz aus dem Wald zu holen.

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