Es passiert immer wieder: Du wirfst einen Blick in dein liebevoll eingerichtetes Terrarium und entdeckst weiße Fäden, die sich durch das Substrat oder die Blätter ziehen. Viele Halter befürchten sofort, dass es sich um Schimmel handelt. Doch in den meisten Fällen ist das, was du siehst, kein Schimmel, sondern Myzel im Terrarium – eine natürliche Erscheinung in einem gut eingerichteten Terrarium.
In diesem Artikel erkläre ich dir, wie du Myzel im Terrarium von Schimmel unterscheidest und warum Myzel für dein Terrarium sogar hilfreich sein kann. Außerdem werfen wir einen Blick auf den Wald und das dort vorkommende Pilzmyzel und seine Rolle im natürlichen Kreislauf.
Was ist Myzel im Terrarium und wie entsteht es?
Myzel im Terrarium ist das unterirdische Geflecht eines Pilzes, das sich in feuchten und nährstoffreichen Umgebungen bildet. Pilze vermehren sich durch Sporen, die sich bei geeigneten Bedingungen zu einem Myzel ausbreiten. Dieses Pilzgeflecht sieht aus wie weiße, haarähnliche Fäden, die sich durch Substrat, Blätter oder Holz ziehen.
In deinem Terrarium entsteht Myzel häufig durch fermentierte Blätter, Flake Soil oder weißfaules Holz – Materialien, die gerne für die Einrichtung von Terrarien verwendet werden. Diese sind nicht nur ideal für die Tiere im Terrarium, sondern auch für Pilze, da sie eine perfekte Nahrungsgrundlage bieten.
Myzel im Wald – Das unsichtbare Netzwerk
Wenn du das nächste Mal im Wald unterwegs bist, halte Ausschau nach Pilzen – oder besser gesagt nach dem, was du nicht sofort siehst: das Myzel. Dieses Pilzgeflecht bildet im Waldboden ein riesiges Netzwerk, das Bäume und Pflanzen miteinander verbindet. Dieses Netzwerk wird oft als “Wood Wide Web” bezeichnet, weil es den Pflanzen und Bäumen ermöglicht, miteinander zu kommunizieren und Nährstoffe zu teilen.
Über das Myzel-Netzwerk können Pflanzen zum Beispiel Nährstoffe wie Zucker und Stickstoff austauschen, aber auch Signale über Schädlinge oder Umweltveränderungen senden. Wenn ein Baum von Schädlingen befallen wird, kann er andere Bäume durch das Myzel-Netzwerk warnen, damit diese ihre Abwehrmechanismen aktivieren. So hilft das Myzel dabei, das Ökosystem Wald zu stabilisieren und Bäume über weite Entfernungen miteinander zu verbinden.
Obwohl die Forschung noch nicht eindeutig bestätigt, dass Bäume über Myzel-Netzwerke auf Wetterveränderungen wie Stürme reagieren können, ist die Tatsache, dass Pflanzen und Bäume über das “Wood Wide Web” miteinander “kommunizieren”, beeindruckend.
Während meines Spaziergangs im Wald habe ich selbst faszinierende Fotos von Myzel im Wald gemacht. Man erkennt, wie sich die weißen Fäden durch den Boden und das Laub ziehen. Dieses natürliche Netzwerk zeigt eindrucksvoll, wie wichtig Pilze für den Nährstoffkreislauf im Wald sind.
Myzel im Terrarium vs. Schimmel – Der Unterschied
Viele Halter verwechseln Myzel im Terrarium mit Schimmel. Schimmel ist ein Pilz, der in der Regel unter feuchten und unhygienischen Bedingungen entsteht und potenziell schädlich für die Tiere im Terrarium sein kann. Schimmel hat oft eine gräuliche oder grünliche Farbe und bildet meistens flauschige, watteartige Strukturen.
Myzel im Terrarium hingegen ist feiner und weiß. Es breitet sich eher gleichmäßig aus und verbindet sich oft mit organischen Materialien wie Blättern oder Holz. Myzel ist in der Regel ein natürlicher Teil des Zersetzungsprozesses und ungefährlich für deine Terrarienbewohner.
Tipp: Wenn du unsicher bist, ob es sich um Schimmel oder Myzel im Terrarium handelt, achte auf die Konsistenz und Farbe. Schimmel riecht oft unangenehm, während Myzel eher neutral bleibt oder nach Pilz riecht. Schimmel wächst zudem häufig in kleinen, isolierten Flecken, während Myzel sich großflächiger verteilt.
Myzel im Terrarium als Nahrungsquelle für Asseln
Für Erstzersetzer wie Asseln, Tausendfüßer und Springschwänze ist Myzel im Terrarium eine wichtige Nahrungsquelle. Asseln ernähren sich von abgestorbenem Pflanzenmaterial, das von Pilzen und Myzel zersetzt wird. Der Zersetzungsprozess, den Myzel im Terrarium in Gang setzt, macht komplexe organische Verbindungen wie Lignin und Zellulose für Asseln verdaulich.
Aber nicht nur die zersetzten Pflanzenreste sind für Asseln wertvoll – Asseln fressen auch direkt das Myzel selbst. Pilze enthalten wertvolle Nährstoffe wie Proteine, Fette und Kohlenhydrate, die für Asseln eine wichtige Nahrungsquelle darstellen. Besonders in feuchten Umgebungen, in denen Pilze gut gedeihen, ist das Myzel eine optimale Nährstoffquelle.
Myzel spielt zudem eine entscheidende Rolle im Nährstoffkreislauf des Bodens, indem es organisches Material abbaut und Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor freisetzt. Diese Nährstoffe werden wiederum von Pflanzen aufgenommen und durch die Nahrungskette an die Asseln weitergegeben. Asseln helfen dabei, diese Nährstoffe durch ihre Ausscheidungen wieder dem Boden zuzuführen, was den Nährstoffkreislauf im Terrarium unterstützt.
Außerdem fördert Myzel das Wachstum von Bakterien und anderen Mikroorganismen, die ebenfalls von Asseln aufgenommen werden. Es schafft somit ein Mikrohabitat, das eine Vielzahl von Nahrungsquellen für Asseln bereithält und zur Stabilität des Terrariums beiträgt.
Myzel im Terrarium fördern
Anstatt Myzel im Terrarium zu bekämpfen, kannst du es als Teil des natürlichen Kreislaufs ansehen. Um die Bildung von Myzel zu fördern, kannst du Materialien wie Waldhumus, Futterlaub, weißfaules Holz oder Flake Soil verwenden. Diese bieten eine hervorragende Nahrungsgrundlage für Pilze und tragen dazu bei, dass sich das Myzel gut entwickelt. Ein ausgewogenes Feuchtigkeitsniveau ist ebenfalls wichtig, um das Wachstum von Myzel zu unterstützen, ohne Schimmelbildung zu begünstigen.
Fazit – Myzel im Terrarium: Ein nützlicher Helfer
Myzel im Terrarium ist ein natürlicher Bestandteil eines gesunden Terrariums und trägt zur Zersetzung von organischem Material bei. Es unterstützt den Kreislauf der Nährstoffe und bietet vielen Tieren, insbesondere Asseln, eine wertvolle Nahrungsquelle. Das Pilzgeflecht im Terrarium sollte daher nicht als Gefahr, sondern als Indikator für ein funktionierendes Mini-Ökosystem betrachtet werden.
Solltest du dennoch unsicher sein, ob es sich um Schimmel oder Myzel im Terrarium handelt, helfen dir die genannten Tipps zur Unterscheidung weiter. Und wenn du das nächste Mal im Wald unterwegs bist, schau genau hin – vielleicht entdeckst du das faszinierende Netzwerk des Myzels auch dort!
Falls noch weitere Fragen offen sind, stellt sie uns gerne unter dem Artikel in den Kommentaren.